Computer als Brücke zwischen den Generationen / Schüler und Senioren finden spielerisch zueinander

Erstellt von Uwe Klemens || Berufsorientierung 

„Wii“ geht das?

JÜTERBOG - Senioren haben Berührungsängste bei moderner Technik – das ist wohl ein gängiges Vorurteil. Dass das nicht immer so ist oder zumindest so bleiben muss, beweist ein Projekt der Jüterboger Wiesenoberschule und des AWO-Seniorenzentrums in der Zinnaer Vorstadt.

„Aktivierungsspiele bringen Generationen zusammen“, lautet der Titel einer neuen Arbeitsgemeinschaft, die dort seit wenigen Wochen angeboten wird. Die Idee dazu hatte Lehramtsanwärter Sven Adolph bei einem Besuch bei Freunden. Sie sind Fans der elektronischen Spielekonsole. Als er von ihnen erfuhr, dass sich die digitalen Spielereien inzwischen auch in Seniorenheimen großer Beliebtheit erfreuen, begann er sein Projekt zu planen.

Bei den Schülern ist die Resonanz auf diese Arbeitsgemeinschaft enorm. Der angehende Wirtschafts- und Geografie-Lehrer freut sich, dass seine Idee so guten Anklang findet. „Am besten ist es, die Schüler dort abzuholen, wo sie gerade stehen“, beschreibt Sven Adolph den Grundgedanken des Projekts. In der Spiele-AG verbinden sich das Interesse am Computerspiel und der Erwerb sozialer Kompetenzen, die fast unbemerkt im Leben der Schüler Einzug halten. So finden plötzlich Menschen aus unterschiedlichen Generationen zusammen, die ohne das Computerspielen vielleicht gar nicht miteinander in Kontakt gekommen wären.

„Nein, gar nicht“, antwortet Heim-Bewohnerin Ilse Kauerhof auf die Frage, ob ihr der Umgang mit der Spielekonsole anfangs schwer gefallen sei. Zusammen mit der zwölfjährigen Selina hat sie sich beim Bowling, ihrem Lieblingsspiel, Level um Level empor gearbeitet. „Laufen, laufen, laufen, sagen die Ärzte, damit man im Alter fit bleibt. Das gleiche gilt auch für den Kopf. Ein bisschen Gehirnjogging ist doch nicht schlecht“, findet die Seniorin. „Ich bin ein Mensch, der gern etwas für andere tut“, sagt Selina, die für ihre Konsolen-Schülerin sogar aufs Mitspielen verzichtet. „Die anderen Senioren wollen schließlich auch mal ran.“

Die Sozialkompetenz, die die Schüler bei diesem Projekt erwerben, sind ein Schlüssel für das spätere Berufsleben“, sagt Adolph, der froh ist, dass das Projekt sowohl bei der Integrations- und Seniorenbeauftragten des Landkreises, als auch im Lokalen Aktionsplan auf offene Ohren stieß. Dort wurde sogar Geld für den Kauf von zwei Wii-Konsolen und Beamern locker gemacht.

Lob für das Projekt gibt es auch von Simone Schulze, Leiterin des Seniorenzentrums. „Unsere Senioren sind voller Stolz und können nun sogar ihren Enkeln davon erzählen, dass sie das Spiel mit dem Computer beherrschen. Die Geduld der Schüler, wenn es bei den Senioren mal etwas länger dauert, ist bewundernswert. Alle sind unglaublich nett und gehen liebevoll miteinander um.“

„Das Beste an diesem Projekt ist nicht so sehr die körperliche Bewegung, sondern der Kontakt zu anderen Menschen“, glaubt Ergotherapeut Ike Noack. Gerade der Kontakt zu jungen Menschen tue den Senioren unglaublich gut. „Kinder sind emotionaler und oft auch ehrlicher, wenn sie zeigen, ob ihnen etwas gefällt oder nicht gefällt – das spüren die Senioren. Besonders auch an Demenz erkrankte Menschen.“
Quelle: MAZ, Jüterboger Echo v. 17.11.2012, Autor: Uwe Klemens

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