Jüterbog - Ausbilder Ralf Matzke ist zufrieden. Besonders die Mädchen stellten sich bei der Einrichtung der Baustelle recht geschickt an. Immerhin eine Aufgabe, die sonst Maurerlehrlinge an ihrem ersten Ausbildungstag lösen müssen. Dabei sind die Schüler, die gestern im Lehrbauhof der Kreishandwerkerschaft in Jüterbog werkelten, viel jünger. Alle Siebtklässler der Wiesenoberschule Jüterbog - vier Klassen - nahmen dieser Tage an einem dreitägigen Projekt mit dem wissenschaftlich klingenden Titel "Potenzialanalyse" tei. Tatsächlich werden dabei die Stärken und Schwächen im Lern- und Arbeitsverhalten ausgelotet, sowohl in der Theorie als auch in der Praxis "Klassenlehrer und Ausbilder notieren ihre Beobachtungen, während die Schüler praktische Aufgaben erledigen", erklärte Projektleiterin Brita Heyde. Die Schüler füllten zudem Fragebögen aus. Das daraus zusammengestellte perönliche Profil geht in den während der gesamten Oberschulzeit geführten Berufswahlpass ein und wird zum Bestandteil der pädagogischen Arbeit. "Ein anspruchsvolles Programm mit Nachhaltigkeit", nennt Schulleiter Ralf Mund die Potenzialanalyse, die bereits zum dritten Mal durchgeführt wird, erstmals jedoch mit den 7. statt den 8. Klassen. Für Ralf Mund ist die Kreishandwerkerschaft ein verlässlicher Partner. Die Möglichkeiten, die dort geboten werden, und die Nähe zur Schule erlauben eine enge Kooperation, die sich unter anderem in einer Arbeitsgemeinschaft widerspiegelt. Einmal in der Woche können die Schüler im Lehrbauhof mauern oder kochen.
Über mangelnde Vorbereitung auf dem Weg ins Arbeitsleben können sich die Wiesenschüler nicht beklagen. Die Verteidigung des aus dem Jahr 2011 stammenden Titels "Schule mit hervorragender Berufsorientierung" steht nicht in Frage, denn die Praxislernen in Klasse neun, die Schülerpraktika in Klasse neun und zehn, Berufsberatung und Berufseinstiegsbegleitung, Bewerbertraining oder die Kompetenzrallye in der Kreishandwerkerschaft sind fester Beanstandteil im pädagoigschen Alltag. Sechsmal in vier Schuljahren gibt es die Chance, seine beruflichen Neigungen in der Praxis zu testen. Darüber hinaus finden jährlich an der Schule Ausbildungsmessen statt, bei denen sich Unternehmen der Region sowie Institutionen oder Verbände präsentieren. Leider hält sich das Interesse daran in Grenzen, auch bei den Eltern. Der Schulleiter bedauert zudem, dass Mütter und Väter die Gelegenheit verpassen, ihren Kindern bei Arbeiten zuzusehen. Die Potenzialanlayse kommt gut an, so zeigt es die Auswertung. Und nicht nur die Schüler, die wich in der 7. Klasse und in der neuen Schule untereinander noch nicht so gut kennen, lernen etwas über sich und ihre Klassenkameraden - vor allem in der Gruppenarbeit und bei den teambildenden Maßnahmen, zum Beispiel beim Balancieren auf einem zwischen Bäumen gespannten Drahtseil. Auch die Lehrer machen interessante Beobachtungen, wie Elna Gläser gestern bestätigte. Für ihre Arbeit ist schließlich nicht nur die Fachkompetenz, sondern auch das Sozialverhalten von Bedeutung.
Quelle: MAZ, Jüterboger Echo vom 19.09.2014, Autorin: Martina Burghardt
Schüler lernen ihre Stärken und Schwächen kennen
Erstellt von Martina Burghardt || Berufsorientierung
Berufsorientierungs-Projekt der Wiesensoberschule bei der Kreishandwerkerschaft