Jüterbog - Was ist schon normal? Und muss ich überhaupt normal sein? Mit diesen beiden Fragen und den daraus entstehenden Themenfeldern beschäftigen sich in dieser Woche alle Achtklässler der Jüterboger Wiesenoberschule. Vor allem Vorurteile, die Jungs und Mädchen oft übereinander haben, sollen mit der Projektwoche aufgebrochen werden. Den Schülern werden dabei nicht nur Normen und Werte der Gesellschaft vermittelt, sondern auch die Wege zur Konfliktlösung ohne Gewalt. "So etwas wird heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich vom Elternhaus aus vermittelt", berichtet Schulsozialarbeiter Michael Lehmann. "Wir leben zwar in einer ländlichen Kleinstadt, doch haben wir hier auch all die Probleme, die es in Großstädten gibt", sei seine Erfahrung. Gewalt im Elternhaus, auch sexuelle Gewalt, Dauerstreitigkeiten in Familien, Vorurteile von Männern gegenüber Frauen - mit all dem wachsen Jugendliche auf. Da sei jedes noch so kurze Gespräch enorm wichtig, um den Jugendlichen zu vermitteln, dass es auch anders gehen kann und sollte. "Wir erwarten dabei gar nicht, dass nach einem solchen Projekt auf einen Schlag alles besser wird", sagt der Sozialarbeiter, "Doch jeder Schritt hilft ein kleines Stückchen weiter." Untersützung erhält Michael Lehmann dabei von zwei Pädagoginnen des Vereins "Grenzläufer". Die Schule arbeitet seit zehn Jahren mit den Fachleuten für Jugendarbeit zusammen. "Gerade bei Fragen rund um die Sexualität und soziales Verhalten haben Schüler weit mehr Vertrauen in junge Erwachsene, die nicht Lehrer ihrer Schule sind", sagt Klassenlehrerin Martina Flemming. Die Kinder fragen bei solchen Projekttagen offener, seien zugänglicher. "Mit uns Lehrern verbinden sie sofort Zensuren und richtige und falsche Antworten. Bei einem Projekt gibt es aber kein richtig oder falsch, das schafft Vertrauen", sagt sie. So beschäftigen sich alle Achtklässler ganz ungezwungen mit Rollenverhalten, Erwartungsdruck und ihrer eigenen Entwicklung in der Pubertät. Das Projekt kommt gut an. "Es ist spannend, zu hören, was jungs so über Mädchen denken", sagt Schülerin Viktoria Graf. "Und eigentlich sind Jungen und Mädchen gar nicht so verschieden", findet ihr Klassenkamerad Charles Riedel am Ende des Projekttages.
Quelle: MAZ, Jüterboger Echo v. 26.09.2014, Autorin: Kathrin Burghardt
Typisch Mann - typisch Frau
Erstellt von Kathrin Burghardt || Berufsorientierung
Die Achtklässler der Wiesenschule befassen sich bei einem Projekt zu häuslicher Gewalt mit Rollenverhalten und Normen