JÜTERBOG - Gestern machten Schüler der 7. bis 9. Klassen der Jüterboger Wiesenoberschule am brandenburgischen Zukunftstag mit. Sie sollten einen ersten Blick in die Berufswelt werfen. Beim Zukunftstag sollen die Schüler vor allem geschlechtsuntypische Berufe kennen lernen.
In Jüterbog und Umgebung beteiligten sich diesmal 20 Unternehmen daran. 58 Wiesenschüler nahmen teil. Brandenburgweit waren es 5340 Jugendliche in 526 Unternehmen, die 10 000 Plätze bereitgestellt hatten.
Einer dieser Betriebe war die Integrationskita Struppi am Neumarkt, wo die 15-jährige Lorena Seitz versuchte, die kleinen Racker in Schach zu halten. Es macht mir einfach Spaß, mit ihnen zu spielen, berichtete sie, aber langsam werde ich auch müde. Nach gut zwei Stunden hatte sie auch schon recht kleine Augen. An Pause war für die Schnuppertags-Erzieherin aber noch nicht zu denken. Schon wollten die nächsten Kinder wieder ihre volle Aufmerksamkeit.
Ähnliche Erfahrungen sammelten auch zwei Schüler vom Gymnasium, die dort momentan ein Betriebspraktikum absolvieren. Manche sind ganz schön frech, aber ein paar Liebe sind auch dabei, erzählte Nina Keppler. Liebevoll spielte sie mit den Kleinen und fuhr mit ihnen eine Runde Dreirad. Wirklich Pause machen kann ich eigentlich nur, wenn der Mittagsschlaf beginnt.
Ganz andere Berufserfahrungen sammelten Ellen Mekelburg und Jan Lucas. Die 13-jährige Wiesenschülerin stand, gekleidet in einen weißen Hygiene-Kittel, in einem Labor in der Konservenfabrik Jütro und sollte den pH-Wert von Senf ermitteln. Langsam führte sie einen Metallstift, der an ein Messgerät angeschlossen war, in die gelbe Masse und wartete auf das Ergebnis. Eine Mitarbeiterin begleitete sie dabei.
Ich will Lebensmitteltechnikerin werden, sagte sie auf die Frage nach ihrem Berufswunsch. Also hatte sie sich für den Jüterboger Lebensmittelhersteller entschieden. Es macht mir Spaß, sagte die Schülerin, die hofft, dass ihr Wunsch einmal wahr wird.
Jan Lucas war derweil in einem Labyrinth aus Maschinen, Kisten und Stapeln mit Konserven im Einsatz. Auch er trug die Schutzkleidung und wurde erst mal über die Sicherheitsvorschriften aufgeklärt. Händewaschen ist Pflicht; Essen und Trinken sind verboten. Um ihn herum ratterten Maschinen. In der Luft hing ein Geruch nach Ketchup und Gurken.
Die Stelle in der Fabrik hatte sich der 15-Jährige selbst ausgesucht. Zu seinen Aufgaben gehörten zum Beispiel das Verschließen und Stapeln von Ketchup-Flaschen. Eigentlich kenne ich mich mit dem ganzen Zeug überhaupt nicht aus, aber es ist trotzdem ganz lustig, sagt er. Er wollte eine Arbeit kennenlernen, bei der man richtig anpacken kann.
Quelle: MAZ, Jüterboger Echo, 23.04.2010, Autor: Lukas Rolle