Wiesenschüler besuchen als Arbeitsgruppe regelmäßig ein Seniorenzentrum – inzwischen auch in der Freizeit

Erstellt von Michael Helm || Berufsorientierung 

SOZIALES: Generationentreff mit Therapie-Effekt

JÜTERBOG - Seine Zeit mit jungen Menschen zu verbringen, kann geradezu gesundheitsfördernd sein. Davon ist auf jeden Fall die 68-jährige Marlies Bössenrodt überzeugt. Seit sie regelmäßig von Mädchen und Jungen der Wiesenoberschule besucht werde, habe sie ihre Depressionen in den Griff bekommen, berichtet die Bewohnerin des Jüterboger Awo-Seniorenheims. „Ich brauche nicht mehr ins Krankenhaus. Sogar das Laufen ohne Rollator geht wieder“, sagt sie freudestrahlend.

Marlies Bössenrodt findet das wöchentliche Treffen der Generationen toll. Jeden Mittwochnachmittag bekommen die Senioren Besuch von den Schülern. In dieser Woche war es einmal anders herum. Da hatten die Jugendlichen in das neue Kreativhaus ihrer Schule eingeladen.

Begonnen hat das Projekt mit der Einführung des Ganztageskonzeptes an der Wiesenschule vor drei Jahren. Die Schüler hatten die Idee, den Senioren ein Weihnachtsprogramm vorzutragen. Daraus wurde letztendlich eine regelmäßige Arbeitsgemeinschaft.

Gabriel Donath und Daniel Schreiber, beide Schüler der 9. Klasse, sind von Anfang an dabei. „Es ist mal etwas ganz anderes, das Zusammensein mit den älteren Menschen“, erklärt Daniel. Und Gabriel ergänzt: „Man lernt etwas daraus und persönliche Bindungen werden aufgebaut. Vielleicht wird der Pflegeberuf einmal mein Zweitwunsch für die Ausbildung.“ Elke Schütt und Birgit Ratzloff von der Wiesenschule können das bestätigen. Beide sind mit der Organisation betraut.

Der Spaß kommt auf beiden Seiten keinesfalls zu kurz. Tobias Liebsch aus der 8. Klasse steht zum Beispiel als Rommeespieler bei den Senioren hoch im Kurs. Beim Besuch der Wiesenschule gab es erst einmal Kaffee, Tee und Kuchen von Katrin Schütt, die ihn als Praktikantin mit den Awo-Senioren zusammen gebacken hatte. Anschließend zeigten die Schüler, Lehrer und Schulleiter Ralf Mund den Besuchern ihren modernen Bau, in dem Schülercafé, Werk- und Lehrräume untergebracht sind.

Durch das Miteinander der Generationen werde die gegenseitige Achtung gefördert, bewertet der Schulleiter das Projekt. Das Verständnis zwischen Jung und Alt erhalte neue und teils ungeahnte Impulse, da das Zusammenleben mehrerer Generationen kaum noch üblich sei.

Die Schüler sind immer wieder überrascht, welchen Erfahrungsschatz sie bei den Senioren finden. Umgekehrt kommt den Älteren die Unbekümmertheit der Jugend erfrischend zugute, wie sie selbst berichten. Einige Senioren warten geradezu auf den Mittwochsbesuch „ihres“ Schülers. Inzwischen kommen die Jugendlichen auch außerhalb der Schulzeiten und in den Ferien vorbei.
Quelle: MAZ, Jüterboger Echo vom 28.05.2010, Autor: Michael Helm

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