ALTES LAGER Geschichtsinteressierte Schüler der Wiesenoberschule hatten in dieser Woche Gelegenheit, einen Zeitzeugen über das Ende des Zweiten Weltkrieges in Altes Lager auszufragen. Hans Göritz hielt mit seinen 80 Jahren der Befragung gern stand. 1930 in Dahme geboren, lebt er seit 1938 in Altes Lager, hat also miterlebt, wie vom Militärflughafen die letzten Flugzeuge Richtung Oder gestartet sind. Die Rote Armee ließ sich nicht aufhalten, nahm am 20. April 1945 das sogenannte Waldlager ein. Unter den Opfern der Kämpfe an diesem Tag sind sowohl Angehörige der Roten Armee als auch des Reichsarbeitsdienstes. Auf dem Friedhof in Altes Lager befinden sich bis heute ihre Gräber.
Ganz genau wissen darüber jetzt die Schüler der Wiesenschule Bescheid, die in der Arbeitsgemeinschaft Geschichte vor Ort zum Anfassen mitarbeiten. Ina Albers vom Gemeinschaftswerk Niedergörsdorf, Michaela Bergen vom Diakonischen Werk und Ortsvorsteher Christian Göritz haben sich zusammengetan, um den neun Schülern die Vergangenheit näherzubringen. Für die vier Monate dauernde Arbeitsgemeinschaft haben sie das Thema Kriegsgräberstätten gewählt.
Dabei geht es nicht allein um das Zuhören, sondern auch um ganz praktische Dinge. So haben die Schüler bei einem Arbeitseinsatz die Kriegsgräber-Kreuze auf dem Friedhof gereinigt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat diese Aktion unterstützt. Und es gab sogar Hausaufgaben: Die Jungen müssen mit ihren Eltern oder Großeltern ein Gespräch führen und darüber einen Fragebogen ausfüllen. Außerdem werden sie eine Ahnentafel anfertigen. So sollen sie die eigene Familiengeschichte kennenlernen, erklärt Ina Albers.
Ein anspruchsvoller Auftrag. Denn nicht jeder redet gern über Kriegserlebnisse, wie einige der Jungen bereits erfahren haben. Trotzdem findet beispielsweise Max Theilemann diese lebensnahe Geschichsaufarbeitung sehr interessant. Da kann man sich besser vorstellen, wie die Leute im Krieg gelitten haben, sagte er. Ähnlich geht es Bastian Bendig. Mit Maxim Sitnikov und Maxim Müller sind zwei Jungen dabei, die mit ihren Familien als Spätaussiedler aus Russland nach Altes Lager kamen. Ihre Familiengeschichten dürften die Gespräche in der Arbeitsgemeinschaft auf jeden Fall bereichern.
Quelle: Jüterboger Echo vom 07.10.2010, Autorin: Martina Burghardt