Lehrer, Bibliothekare und Neuntklässler zum Leseverhalten

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LITERATUR: Bücher mit „Bis(s)“ bei Schülern beliebt

JÜTERBOG -   „Jugendliche lesen nicht viel. Es gibt einen Teil, aber der ist gering“, sagt Annette Krause, zuständig für Jugendbücher und Belletristik in der Stadtbibliothek Jüterbog. Auch Carmen Eike, Leiterin der Kinderbuchabteilung, glaubt, dass die Jugendlichen mehr im Internet surfen als ein Buch lesen. Einen Vorteil sieht sie aber im neuen Medium: „Manchmal werden die Jugendlichen im Internet auf Bücher aufmerksam.“

Nicht ganz so kritisch beurteilt Andrea Rothe, Deutschlehrerin an der Wiesenschule in Jüterbog, das Leseverhalten der Jugendlichen: „Man merkt im Unterricht, dass viele Schüler auch zu Hause selbstständig zu einem Buch greifen.“ Die Lehrerin ist vor allem mit der Lesetechnik der Schüler zufrieden. Bei Unterrichtslektüren hat sie gemerkt, dass sich die Jugendlichen mit alten Klassikern, wie beispielsweise Schillers „Kabale und Liebe“ schwerer tun. Die alte Sprache ist für viele gewöhnungsbedürftig. Deswegen erläutern die Lehrer auch noch einmal die einzelnen Kapitel, damit jeder Schüler den Inhalt des Buches versteht, so Rothe.

Wenn sich die Jugendlichen dagegen mit dem Thema eines Buches identifizieren können, sei das Interesse groß. Manchmal werde dann sogar im Voraus noch mehr gelesen, fiel der Deutschlehrerin Birgit Ratzlaff auf.

Jugendliche lesen Bücher, die sie selbst interessieren. Das ergab eine Umfrage unter Neuntklässlern an der Wiesenschule. Besonders beliebt sind Werke, die auch verfilmt wurden. So sagt die 16-jährige Jill: „Ich lese am liebsten die Bücher der Bis(s)-Reihe.“ Die Vampir-Saga von US Schriftstellerin Stephenie Meyer verkaufte sich weltweit millionenfach. Auch wenn es sich dabei nicht um die intellektuellste Lektüre handelt, freut sich Deutschlehrerin Birgit Ratzlaff dass die Jugendlichen zu Büchern wie der „Twilight-Saga“ oder „Harry Potter“ greifen: „Auch solche Werke stützen das Leseverhalten.“

Doch die Fantasy-Bestseller kommen auch nicht bei allen Jugendlichen an. Andere Schüler der 9. Klasse geben zu, nur sehr selten oder gar keine Bücher zu lesen. Viele von ihnen greifen dafür aber wenigstens zu Zeitschriften. So sagt Matthias (14) zum Beispiel: „Ich lese nur die ,Bravo Sport’. Ich hasse alles andere.“ Philip (15) liest am liebsten Feuerwehrzeitschriften, weil er selber bei der Feuerwehr ist.

Auch in der Stadtbibliothek Jüterbog gibt es Zeitschriften zum Ausleihen. Diese werden aber nicht so häufig gelesen, hat Bibliothekarin Antje Puhlmann beobachtet.

Quelle: MAZ, Jüterboger Echo v. 04.11.2011, Autorin: Jenny Eckert

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