Provozierende Unterrichtsstunde

Erstellt von Uwe Klemens |

Theaterstück zum Thema Mobbing für Siebtklässler an der Jüterboger Wiesenoberschule

„Blondi“, „Pisser“, „Fotze“ – die derben Worte, die am Dienstag im Klassenraum 26a der Jüterboger Wiesenoberschule umherflogen, waren starker Tobak, nicht nur für die Lehrer und Schulsozialarbeiter Michael Lehmann, sondern auch für die Mädchen und Jungen der Jahrgangsstufe sieben. Dass ihnen Begriffe dieser Art trotzdem nicht ganz fremd sind, zeigten die Reaktionen. Eine Stunde lang erlebten die Schüler das Thema Mobbing. Schauspieler und Theaterpädagoge Hauke Grewe vom Cottbuser Kinder- und Jugendtheater Piccolo war dafür in die Rolle des Opfers Jürgen Rickert geschlüpft Von Uwe Klemens und provozierte die Schüler zum verbalen Obendraufschlagen. Innerhalb einer Gruppe zum Opfer für Ausgrenzung und Schikane erkoren zu werden, ist nicht schwer, wie Grewe in der Rolle des Mitschülers anschaulich vermittelt. Die drei Jahrzehnte Altersunterschied zwischen ihm und seinem Publikum sind schnell vergessen. Umso drastischer sich die schultypischen Alltagssituationen zuspitzen, desto mehr verstummen Gekichere und hämische Zwischenrufe. Dafür, dass die Täter in Wirklichkeit Opfer ihrer Charakterschwäche sind und aus einer Mischung aus Neid und Geltungsbedü fnis andere drangsalieren, öffnet Grewe den Schülern den Blick. Auch dafür, dass Täter nur dann leichtes Spiel haben, wenn die große Masse wegsieht oder ihnen gar applaudiert. „Jeder von euch ist einzigartig und hat etwas, das ihn von den anderen in einer Gruppe unterscheidet“, sagt Grewe, „genau diese Einzigartigkeit ist es aber auch, die jeden von euch zu einem potenziellen Opfer machen kann.“ In der anschließenden Gesprächsrunde zeigt sich, dass die Botschaft des Theaterstückes „Erste Stunde“ von den Schülern verstanden wurde. 280-mal hat Grewe das Stück inzwischen an Brandenburger Schulen aufgeführt und miterlebt, wie Schüler entdecken, dass das Thema Mobbing auch mit ihnen zu tun hat. Schulsozialarbeiter Michael Lehmann ist der Initiator der Zusammenarbeit mit dem Piccolo- Theater. „Die Aufführung ist zwar der Höhepunkt, aber nur ein Teil der sich durchs ganze Schuljahr hindurchziehenden Präventionsarbeit zum Thema Mobbing“, sagt Lehmann.

Quelle: MAZ, Jüterbog, vom 18.10.2017, Autor: Uwe Klemens

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Foto: Uwe Klemens