Zehntklässler wollen nicht in der Schule feiern
ALEXANDER ENGELS
JÜTERBOG Wenn die Zehntklässler am Freitag ihren letzten Schultag feiern, soll weniger Alkohol im Spiel sein als im vorigen Jahr. Dazu möchte zumindest die Wiesenoberschule einen Beitrag leisten, hat Schulleiter Ralf Mund jetzt in einem Gespräch mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Margrit Spielmann angekündigt: "Wir werden Taschenkontrollen durchführen und alle alkoholischen Getränke abnehmen."
Vandalismus im vorigen Jahr
Wie Mund weiter berichtet, habe es seitens der Schulen, der Stadtverwaltung und der Polizei Gespräche mit Schülervertretern über die Abschlussfeier gegeben. Darüber wollte man vermeiden, dass es am letzten Schultag zu ähnlichen Vandalismus-Vorfällen wie im vergangenen Jahr kommt. Unter anderem habe man den Schülern angeboten, auf dem Schulgelände zu feiern. Sie hätten dies aber nach Munds Aussage abgelehnt, weil dort weder das Rauchen noch das Trinken alkoholischer Getränke erlaubt sei. "Wir haben versucht, präventiv zu wirken, haben aber offenbar nur das Gegenteil erreicht", sagt der Schulleiter. Doch gebe es kein grundsätzliches Alkoholproblem an der Schule. Ebenso seien auch illegale Drogen nur eine Randerscheinung, berichtet er übereinstimmend mit Schulsozialarbeiter Michael Lehmann. Viel verbreiteter sei das Rauchen unter den Minderjährigen.
Die Schuld daran hat für Lehmann aber keinesfalls die Schule, sondern die allgemeine gesellschaftliche Anerkennung von Tabakwaren. "Es ist doch irrwitzig, dass Zigaretten so leicht erhältlich sind. Kein Lebensmittel wäre erlaubt, wenn es solche gefährlichen Inhaltsstoffe hätte", sagt Lehmann, der einen viel höheren Tabakpreis oder ein Rauchverbot befürwortet.
Damit trifft er bei Spielmann, die Mitglied im Jugend- und im Gesundheitsausschuss des Bundestages ist, auf offene Ohren. "Jährlich sterben in Deutschland 180 000 Menschen an den Folgen des Rauchens", sagt sie. Ein Schritt dies einzudämmen sei das neue Nichtraucherschutzgesetz, das ein Rauchverbot für alle öffentlichen Einrichtungen vorschreibt. In der Wiesenschule wollte sich die Politikerin informieren, wie mit dem Rauchproblem bei Schülern umgegangen wird.
Nach Einschätzung von Rektor Mund rauchen 30 bis 40 Prozent der Oberschüler. "Der Großteil kommt schon rauchenderweise zu uns", berichtete er. Manche seien schon süchtig. Dabei gelte an der Schule ein absolutes Rauchverbot. Selbst die bisher einzige Ausnahme, der Extra-Raum für rauchende Lehrer, werde demnächst abgeschafft, so Mund, der durchaus Verständnis für das Laster einiger Kollegen zeigte.
Raucherlunge ohne Lerneffekt
"Wir haben die Eltern informiert, dass das Rauchen bei uns nicht erlaubt ist", sagte der Schulleiter. Die Schüler sollen über Wettbewerbe zum Nichtrauchen animiert werden. Im Unterricht gibt es Stunden zu den Gefahren des Rauchens. "Da wird auch gezeigt, wie eine Raucherlunge aussieht", berichtete Mund, "der abschreckende Effekt hält leider nur kurz an."
Zudem gibt es Sanktionen. Wer dreimal rauchend erwischt wird, muss einen Arbeitseinsatz leisten. Um dies durchzusetzen, kooperiert die Schule auch mit dem Ordnungsamt. Bei solch restriktiven Maßnahmen gebe es allerdings immer wieder Beschwerden von Eltern, die ihren Kindern das Rauchen erlauben, sagte Mund.
(Quelle: MAZ, Jüterboger Echo, 12.06.2007, Autor: Alexander Engels)