Jüterbog. Die Entwicklung der Jüterboger Schullandschaft sorgt erneut für Diskussionen. Nicht nur der Umbau der Pestalozzi- und der Wiesenoberschule sind zeitlich im Hintertreffen (die MAZ berichtete). Auch die rechtliche Lage zur Nutzung des Geländes in der Schulstraße ist bisher nicht geklärt. Dabei sollte der Erbbauvertrag zwischen Stadt und Kreis schon seit Monaten unterschrieben sein. Nun soll es offenbar ein neues Gutachten über den Wert des Grundstücks geben. Das berichtete Jüterbogs Bürgermeister Arne Raue (parteilos) in dieser Woche. „Nachdem wir ein erstes Gutachten nicht anerkennen konnten, weil es aus unserer Sicht stümperhaft erstellt worden war, bescheinigt das neue Gutachten nun einen Grundstückswert, der 60 Prozent niedriger ist“, erklärte er. Die Ermittlung eines konkreten Preises war beauftragt worden, weil die Stadt das knapp 10 000 Quadratmeter große Gelände der Pestalozzischule inklusive Sportplatz und -halle vom Landkreis übernehmen möchte. Seit einem Jahr ist ein entsprechender Vertrag immer wieder Thema bei den Stadtverordneten. Sie hatten nach mehreren nicht öffentlichen Diskussionen zunächst einem Beschluss zugestimmt, ihn dann aber wieder aufgehoben. Bis heute gibt es keine Lösung. Denn im Rathaus übt man scharfe Kritik an der von einem externen Gutachter erstellten Bewertung. „Weil dieses Gutachten handwerklich laienhaft war, wurde der vorgesehene Erbbaurechtsvertrag in Jüterbog abgelehnt“, erläutert Raue. Ein Ausschuss des Landkreises soll das Schriftstück daraufhin als zulässig bewertet haben. Nun soll dennoch ein Gegengutachten erstellt worden sein. Es weist den Grundstückswert statt mit 2,7 Millionen Euro nur noch mit 1,1 Millionen Euro aus. Jüterbogs Kämmerer René Wolter erklärt den vermeintlichen Grund: „Es gibt zwei Verfahren, um den Wert eines Grundstücks zu bestimmen“, sagt er, „aus unserer Sicht wurde beim ersten Mal das falsche Verfahren angewendet.“ Beim Landkreis will man sich unterdessen zu den Details über das Grundstück in der Schulstraße nicht äußern. Das Verfahren sei noch nicht abgeschlossen, heißt es aus der Kreisverwaltung. „Es steht allerdings außer Frage, dass ein Erbbaupachtvertrag zwischen der Stadt Jüterbog und dem Landkreis abgeschlossen werden soll“, erklärt der Kreisbeigeordnete und Amtsleiter der Kämmerei, Johannes Ferdinand. Die Kritik der Stadt am teuren ersten Gutachten hat offenbar auch finanzielle Gründe. „Bei einem Grundstückswert von 2,7 Millionen Euro bleibt uns als Stadt kaum noch Geld übrig, um auf dem Gelände zu arbeiten“, sagt Kämmerer Wolter. Denn auch wenn die Wiesenschüler das Areal wieder verlassen haben, hat die Stadt in der Schulstraße Großes vor: In einigen Jahren soll dort eine dritte städtische Grundschule eröffnen. Wie viel Geld nötig ist, um den Betrieb zu starten, ist auch aufgrund der ungewissen Schülerzahlen derzeit unklar.
Quelle: MAZ, Jüterbog, vom 19.01.2019, Autorin: Victoria Barnack