"Schön geworden" sind sich Lisa Jakob und July Rittmann einig und beäugen aus etwas Abstand die erste, von ihnen gerade frisch übermalte Wand. Die beiden 15-jährigen, frischgebackenen Zehntklässnerinnen der Wiesenoberschule sind Initiatorinnen eines einwöchigen Arbeitseinsatzes. Eine Woche vor Ferienbeginn besichtigte die Klasse zusammen mit ihrer Klassenlehrerin Birgit Ratzlaff das Ausweichquartier. Denn die Wiesenschule ist nun für mindestens zwei Schuljahre in die leerstehende Pestalozzi -Schule umgezogen, damit das Schulhaus umfangreich saniert werden kann. Ihr letztes Schuljahr nicht in einem wenig einladenden Klassenraum zu verbringen, ist der erklärte Wille der Schülerinnen.
"Ich bin überrascht, aber freue mich natürlich auch riesig über den Enthusiasmus der Schüler" sagt Ratzlaff die die Klasse seit drei Jahren begleitet und ihnen zuliebe nun auch eine Ferienwoche opfert. Ihre Enttäuschung, dass am gestrigen, ersten Tag des Arbeitseinsatzes lediglich Mitschüler Julian Donath ihrem Aufruf gefolgt ist, kann Lisa und July nicht in ihrem Tatendrang zügeln. Zum Mitmachen gewinnen konnten sie dafür Nils Lukait aus der Neunten und seinen Bruder Andre, der selbst einmal Wiesenschüler war und gerade seinen Lehrvertrag in der Tasche hat. "Und vielleicht kommen im Laufe der Woche ja noch andere hinzu", zeigt sich July optimistisch. Demokratisch abgestimmt haben die Schüler gemeinsam in der Zeugniswoche über die Farbgebung und über die Anordnung der Arbeitstische. "Die reinste Zirkelei", wie sie schildern.
Denn statt 60 bietet das Ausweichquartier den 25 Schülern nur 53 Quadartmeter Platz, so dass sie lieber auf einige Schränke und regale verzichteten, als sich wie die Ölsardinen dazwischen zu quetschen. Das längst verblichene Hellblau des Raumes wird bis zum Schulstart am 5 August hinter makellosem Weiß und freundlichem Lindgrün verschwunden sein. Die Materialkosten für die Farbe trägt der Schulförderverein.
Der Schulleiter Ralf Mund ist die Initative der Zehntklässler ein schöner Ansporn, denn auch er und einige andere Lehrer nutzen die Ferien, um ihre Räume bis zum Schulstart auf Vordermann zu bringen. Das alle offenen Fragen bis Anfang August geklärt sind, sieht Mund jedoch nicht. Das Anbringen der Schultafeln soll erst in den letzten Ferienwochen erfolgen, genau dann also, wenn das Kollegium sich eigentlich auf andere Dinge konzentrieren soll.
Und wann der versprochene Sanitär-Container kommt, ohne den er die Schule nicht mal öffnen dürfte, da die vorhandenen Toiletten nicht ausreichen, hat ihm noch niemand verraten.
Das mit Abstand größte Problem des Schulleiters ist jedoch das der Verkehrssicherheit. Denn der vorhandene Schulhof ist zu klein. Die Grünfläche neben der Turnhalle könnte zwar theoretisch genutzt werden, ist derzeit aber verwahrlost und ohne gesicherten Überweg. "Angedacht ist, dass die Straße Hinter der Mauer, die die Schüler überqueren müssen, zur verkehrsberuhigten Zone deklariert wird, aber dafür ist die Zustimmung der Stadtverordneten notwendig, die erst dann tagen, wenn das Schuljahr schon lange begonnen hat", so Mund. Eine Sondersitzung einzuberufen, wäre aus seiner Sicht der einzige Weg, das Risiko aus der Welt zu schaffen.
Quelle: MAZ, Jüterbog, vom 09.07.2019, Autor: Uwe Klemens
Frisches Grün für den Klassenraum
Erstellt von Uwe Klemens |
Die neuen Zehntklässler der Jüterboger Wiesenoberschule schwingen im Ausweichquartier für ihr letztes Schuljahr den Pinsel