Drei Tage sind keine wirklich lange Zeit – doch um andere Menschen kennenzulernen und Vorurteile beiseite zu schieben, reichen sie. Diese Erfahrung machten in dieser Woche jeweils zwölf polnische und deutsche Mädchen und Jungen. Von Mittwoch bis Freitag besuchten Schüler der Grundschule Nr. 1 im polnischen Zary die Wiesenschule, die seit 2002 ihre Partnerschule ist. Da nach der Schulreform im Nachbarland die Grundschule bis zur achten Klasse geht, war die Mehrzahl der polnischen Schüler etwa im gleichen Alter wie ihre Gastgeber. Die Einführung des neuen Schulsystems, das aus der weiterführenden Schule eine Grundschule machte, hat den Rhythmus der gegenseitigen Besuche für zwei Jahre unterbrochen, da lange nicht klar war, wie es an der Schule in Zary weitergeht. Mit dem Besuch der Wiesenschüler wurde kurz vor den Sommerferien der Kontakt wieder aufgenommen. Nun kamen die jungen Polen zum Gegenbesuch. „Das Wichtigste ist, dass die Schüler untereinander in Kontakt kommen, lernen, mit sich und anderen klarzukommen und das Leben einer Familie in einem anderen Land kennenlernen – und das hat prima funktioniert“, schwärmte Sonja Deuse, Lehrerin an der Wiesenschule. Gelegenheiten dazu gab es reichlich, angefangen vom gemeinsamen Bummeln durch die Stadt, einem Ausflug ins Tropenhaus der Potsdamer Biosphäre und gemeinsamem Unterricht bis zu den Abenden im Kreis ihrer Gastgeber- Familien. „Meine Familie war sehr nett und möchte gerne wiederkommen, auch, um in Potsdam noch die ganzen anderen Sehenswürdigkeiten anzuschauen“, sagte die zehnjährige Milena Kozinska. Da sie zu den besten Deutsch-Schülerinnen ihrer Klasse gehört, war die Verständigung nicht schwer. „Wenn’s zu kompliziert wird, gibt’s ja den GoogleÜbersetzer fürs Handy“, ergänzte sie. „Alle Menschen, die wir getroffen haben, waren sehr freundlich zu uns. Das hat meinen Schülern sehr gefallen und steht bei den Gesprächen in der Gruppe immer wieder im Mittelpunkt“, beschrieb die polnische Deutschlehrerin Katarzyna Maciejak die Atmosphäre. „Genau das war die Hoffnung der Schüler und ist auch das Anliegen des Austausches“, fügte sie hinzu. „Unser Besuch in Polen war fast schon wie ein kleiner Urlaub. Das hat mir gut gefallen, denn ich mag die Veränderung und liebe es sehr, neue Dinge und neue Leute kennenzulernen“, schwärmte der 13- jährige Paul. „In Polen fand ich’s viel cooler als hier. Mit ein paar Schülern von dort bin ich noch über Instagram und Facebook in Kontakt oder wir telefonieren auf englisch oder deutsch“, berichtete der Achtklässler. Letzte Etappe des Schülertreffens war am Freitag ein Besuch im Jüterboger Rathaus, wo Bürgermeister Arne Raue (WsJ) den Schülern das prunkvolle Fürstenzimmer zeigte. Zusammen mit Stadtführerin Brita Hannemann berichtete er ein wenig aus der Historie der Flämingstadt. Der erneute Gegenbesuch im nächsten Frühjahr ist jetzt bereits im Gespräch. Damit das Projekt nicht davon abhängt, ob sich die Eltern die Fahrt ihrer Kinder leisten können, unterstützen das Deutsch-Polnische Jugendwerk und die Stadt den Austausch zu 80 Prozent.
Quelle: MAZ, Jüterbog, vom 28.09.2019, Autor: Uwe Klemens