MATTHIAS BUTSCH
ANIKA SCHOLLBACH
JÜTERBOG Ein junger Radfahrer schert sich nicht um die Ampel, prescht knapp vor einem Auto über die Kreuzung, schlängelt sich mit seinem Rad in der Fußgängerzone zwischen den Passanten hindurch, fährt auf dem Fußweg weiter und gerät dabei zwischen Menschen, die gerade aus dem Bus aussteigen. Fast ein Horrorszenario, das den Schülern gestern zum Glück nur auf bunten Folien vorgesetzt wurde. Die Verkehrserzieherinnen Ute Streckert und Hella Rohde waren in die 7a der Jüterboger Wiesenoberschule gekommen und provozierten die Schüler mit diesen bildlichen Aussagen zum gemeinsamen Nachdenken, Beurteilen und Korrigieren.
"Ganz bewusst sind wir hier in den siebenten Klassen", erklärte Ute Streckert gegenüber der MAZ, "weil die Schüler neu hier sind, sich seit Beginn der Woche auf einen völlig neuen und für sie noch ungewohnten Schulweg begeben haben und sich nun gemeinsam mit der Problematik auseinander setzen sollen." Nicht zuletzt diene das auch dem gegenseitigen Kennenlernen in den neuformierten 7. Klassen, sagten die Lehrerinnen Kerstin Fanselow und Martina Flemming.
In diesem Sinne wurden dann auch vier Gruppen gebildet, in denen sich die Schüler mit jeweils einer der von dem Chaos-Radfahrer hervorgerufenen Gefahrensituationen auseinandersetzten. Im Ergebnis wurden dann vier kurze Vorträge gehalten. Die ließen erkennen, dass den Schülern derartiges Verhalten nicht unbekannt, aber auch bewusst ist, wie sie sich nicht nur auf dem Schulweg richtig zu verhalten haben.
Auch in der Klasse 7d sollten die Schüler ihr Können unter Beweis stellen. Sie mussten die Teile am Fahrrad erkennen und sollten Straßensituationen beschreiben. "Also Kinder, euch sollte man nicht in den Straßenverkehr lassen", schimpfte Mathe- und Chemielehrerin Manuela Reusch ein bisschen, als sich ihre Schüler etwas begriffsstutzig zeigten. Siebtklässlerin Linda fand allerdings, dass das Thema eher langweilig sei. "Das müsste man doch kleineren Kindern beibringen."
Das Projekt "Verkehrerziehung" war nicht das Einzige, mit dem die Neuen in der Wiesenoberschule ins Schuljahr starteten. Die ganze Woche lang fanden unterschiedliche Projekte zum Thema "Jüterbog, die Stadt in der ich zur Schule gehe" statt. Sinn und Zweck war das Kennenlernen. Die Schüler, die zum großen Teil aus Orten rund um Jüterbog kommen, besuchten die Stadtbibliothek, das Freizeitzentrum "Full House" und den Jugendclub Jüterbog II. Außerdem begaben sie sich auf eine Stadtrallye, bei der sie etwas über die Geschichte Jüterbogs herausbekommen sollten. Gemeinsam bewegen konnten sich alle beim Kegeln oder bei Leichtathletik auf dem Sportplatz. Die Siebtklässler haben zudem erstmals die Möglichkeit, Aktivitäten aus dem neuen Ganztagsschulprogramm zu wählen. Dies enthält zum Beispiel ein Antiaggressionstraining, Volleyball, die Leseecke oder eine Gesellschaftsspiel-Gruppe.
Heute ist der Abschluss der Projektwoche. Da wird nicht nur gegrillt, sondern auch der Sieger der Stadtrallye gekürt.
Quelle: MAZ, Jüterboger Echo, 31.08.2007; Foto: M. Butsch
Woche fürs Kennenlernen
Neue 7. Klassen der Wiesenoberschule starten mit Projekttagen