Zurückversetzt in alte Zeiten mag sich mancher Stadtverordnete gefühlt haben, als er am Dienstagabend mal wieder in einem Klassenraum saß. Der Jüterboger Sozialausschuss tagte an diesem Abend im Raum 107 des Gebäudes der ehemaligen Pestalozzischule – ein geräumiger, freundlich wirkender Raum mit Schulmöbeln in heller Holzoptik und einem hochmodernen Smartboard, statt der alten Tafel. Noch zu Zeiten der Pestalozzi-Förderschule befand sie hier das Sekretariat und Schulleiterbüro, erläuterte Ralf Mund. Jetzt ist es ein Klassenraum. Der Schulleiter der Wiesenschule empfing die Mitglieder des Sozialausschusses im Ausweichquartier der Oberschule, die während der Umbau- und Sanierungsarbeiten an ihrem eigentlichen Schulgebäude hier seit dem Beginn des laufenden Schuljahres Unterschlupf gefunden haben. Die anfängliche Unzufriedenheit mit den beengten Verhältnissen und baulichen Unzulänglichkeiten scheint einer gewissen Schicksalsergebenheit gewichen zu sein, denn es ist ja nicht für immer. „Manche Räume sind wirklich von der Größe her knapp bemessen“, sagt Rektor Ralf Mund, „aber es ist ja nur für eine begrenzte Zeit.“ Dabei helfe auch der Umstand, so Mund bei der Führung durch das gesamte Gebäude, dass die Wiesen-Oberschule als Schule für gemeinsames Lernen gilt. Zu diesem Konzept gehört, dass hier auch Schüler mit Lernschwierigkeiten und körperlichen Einschränkungen gemeinsam mit anderen Schülern unterrichtet werden. Deshalb sind die Klassenstärken auf 25 Schüler begrenzt, so dass diese auch in kleinere Räume gerade so hineinpassen. Das kann aber besonders knapp werden, wenn dann noch ein Fluchtweg durch den Unterrichtsraum führt, durch den sich im Notfall fünf Klassen zwängen müssen. „So etwas muss geprobt werden“, weiß Mund. Die erste Notfallübung habe bereits für den einen der beiden ausgewiesenen Fluchtwege stattgefunden. Die nächste Übung für den zweiten Fluchtweg stehe bevor. Eng ist es unter anderem auch im Musikraum. Und wenn dort dann auch noch Musik gemacht wird, schwingt das Klassenzimmer darunter gleich mit. Und auch der Schall ist ein Problem. „Hier herrscht eine hohe Schallbelastung“, betont Ralf Mund, die durch die Bausubstanz des Gebäudes noch verstärkt werde. Das werde dann besonders auffällig, wenn die Pausenklingel ertönt. „Wenn das Gebäude später mal für eine andere Schule genutzt werden soll“, rät Mund, „muss da vorher etwas getan werden.“ Schließlich ist es beabsichtigt, hier eine zusätzliche Grundschule unterzubringen, sobald die Wiesenschule wieder in ihr angestammtes Gebäude zurückgezogen ist. Viele baulichen Defizite seien nachgearbeitet worden, berichtete Schulleiter Mund. „Leider sind wir bei der Planung als Erstnutzer nicht überall beteiligt worden“, bedauerte er, „das läuft an der Wiesenschule besser.“ So sei der Lehrertisch im Physikraum nicht mit Strom versorgt gewesen. Und die
größte Havarie war der Ausfall der Heizung, sodass die Schüler für zwei Tage nach Hause geschickt werden mussten.Dafür sei das Toilettenproblem gelöst, die beiden WC-Container auf dem Schulhof sind angeschlossen. Rein statistisch reichten die inzwischen nutzbaren Toiletten für die 320 Schüler und 31 Lehrer zwar immer noch nicht, praktisch aber schon. Brandschutztechnisch sei das Gebäude ertüchtigt worden, betonte Anke Stöckigt, Sachgebietsleiterin für Bildung in der Stadtverwaltung. Auch verkehrstechnisch sei das Gebäude abgenommen worden, die Toiletten ausreichend. „Wir haben alles abgearbeitet, Stück für Stück, deshalb darf die Schule so betrieben werden, wie sie hier steht.“
Quelle: MAZ, Jüterbog, vom 20.02.2020, Autor: Hartmut F. Reck