Schwieriger Schulstart im Lockdown

Erstellt von Hartmut F. Reck |

Lehrer und Schüler zwischen Notbetreuung und Fernunterricht – Die teilweise Schließung der Bildungsstätten erfordert großen Aufwand und Umgewöhnung für alle Beteiligten

„Die einen werden digital betreut, die anderen analog.“ Diese Aussage von Mechthild Mews, Schulleiterin an der Geschwister- Scholl-Grundschule in Jüterbog charakterisiert kurz und treffend die gegenwärtige Lage der Schülerbetreuung. Einerseits sind die Weihnachtsferien seit Montag vorbei, andererseits dürfen die Schüler nicht in die Schule hinein, um eine weitere Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus zu vermeiden – es sei denn, sie dürfen notbetreut werden, weil ihre Eltern in systemrelevanten Berufen tätig sind. In der Schollschule sind das mehr als 40 Kinder von etwa 380 Schülern. Die Lehrkräfte betreuen ihre abwesenden Schüler zum Teil von der Schule aus, oder auch sie bleiben zu Hause und verteilen Aufgaben über die Schulcloud und pflegen somit den Kontakt zu Eltern und Schülern. Doch nicht jeder ist digital erreichbar. „Deshalb fahren manche Kollegen von Haustür zu Haustür, um Schulaufgaben und Lernmaterialien in Papierform zu verteilen“, so Mechthild Mews. In der Wiesenoberschule herrscht trotz allem Präsenzunterricht,aber sehr distanziert und nur für die Abschlussklassen der 10. Jahrgangsstufe. Die Schüler der 7., 8. und 9. Klassen müssen zu Hause bleiben und von dort aus lernen. Dadurch gibt es genügend Platz für die 10. Klassen, die jeweils in zwei nebeneinander liegenden Klassenräumen unterrichtet werden, damit die Schüler untereinander genügen Abstand wahren können. „Auf diese Weise hat der Lehrer beide Klassenhälften abwechselnd im Blick“, sagt Schulleiter Ralf Mund. Das verlange aber zusätzliche Anstrengungenfür die Lehrkraft, räumt er ein, besonders wenn unterschiedliche Lehrmittel vorhanden sind. „In einem Raum befindet sich eine interaktive Tafel, im anderen nicht“, beschreibt Mund die Situation. Zum Hygienekonzept der Oberschule, die vorübergehend im Gebäude der ehemaligen Pestalozzischule untergebracht ist, gehört auch, dass jeder Schüler seinen festen, verbindlichen Platz hat. Unterricht in den Fachräumen findet nicht statt, um die festgelegte Sitzordnung nicht durcheinanderzuwirbeln. Das wiederum bedeutet, dass Fächer wie Chemie und Physik nur sehr theoretisch und wenig anschaulich unterrichtet werden können. Das betrifft auch den Sport, der derzeit nicht in der Turnhalle, sondern auch im Klassenraum als Sporttheorie vermittelt wird. „All diese Einschränkungen bedürfen größerer Vorbereitung und Organisation“, stellt der Schulleiter fest. Das betrifft auch und gerade das so genannte Distanzlernen, also der Fernunterricht mit Hilfe der Schulcloud. Mit ihr kann der Unterricht live stattfinden, weshalb der Stundenplan weiterhin gilt. „Wir mussten aber leider feststellen, dass nicht alle Schüler präsent waren“, stellt Schulleiter Mund am ersten Unterrichtstag nach dem Jahreswechsel fest, obwohl die Teilnahme verpflichtend sei. Immerhin sei es ein großer Kraftakt gewesen, alle Schüler in das System einzuloggen. Für Schüler, denen zu Hause die technischen Voraussetzungen fehlen, hat die Stadt Jüterbog als Schulträger 60 Laptops gekauft, die am Montag geliefert wurden. Diese müssen zunächst einmal alle eingerichtet werden, was ebenso zu den Anlaufschwierigkeiten zählt, wie ein oft zu schwaches Internet. Dort, wo es digital noch nicht klappt, greift man auch bei der Oberschule zu analogen Mitteln. Die betroffenen Schüler müssen sich dann die Aufgaben in Papierform von der Schule abholen und die Lösungen dort später wieder abgeben. Die Lehrer können für sich entscheiden, ob sie den Fernunterricht für die 7. bis 9. Klassen von ihrem Zuhause aus vornehmen, oder von einem der vier eingerichteten Arbeitsplätze im Lehrerzimmer. So kann auch die eine Lehrkraft, die sich jetzt in Quarantäne begeben musste, weiter ihrer Lehrertätigkeit nachkommen.

 

Quelle: MAZ, Jüterbog, vom 05.01.2021, Autor: Hartmut F. Reck

 

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Foto: Hartmut F. Reck