Menschen, die mit Herz und Verstand all dem trotzen, das derzeit auf uns einstürzt – so nennt Sozialdezernentin Kirsten Gurske (Linke) die drei Träger des Teltow-Fläming-Preises. Am Freitag wurden sie geehrt und mit der Auszeichnung überrascht. In diesem Jahr jedoch ganz anders als sonst. Denn wegen der Corona-Pandemie ist der Neujahrsempfang mit über 500 Gästen derzeit nicht möglich. Also gab es die Preise in einer digitalen Zeremonie und mit Unterstützung von Helfern als Überraschung für die Geehrten auch vor Ort. wurde ein Mann ausgezeichnet, der seit Beginn der Pandemie an vorderster Stelle gegen das Coronavirus kämpft: Burkhard Schult ist sowohl ärztlicher Direktor des Evangelischen Krankenhauses in Ludwigsfelde als auch ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Teltow-Fläming. Schult ist es maßgeblich zu verdanken, dass am Ludwigsfelder Krankenhaus schnell das erste Testzentrum im Landkreis entstehen konnte. Unter seiner Leitung sind sowohl Teststrategie als auch Hygienekonzept für die Klinik entstanden. Auch beim Rettungsdienst bringt er sich mit persönlichem Engagement über die Maßen ein. Und: Schult ist festes Mitglied im kreislichen Corona-Krisenstab. „Dort baut man auf seinen Rat“, berichtet Laudator Andreas Schult von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse während der Preisverleihung, „denn er beurteilt die Situation fachlich fundiert und gibt mit seinen Schilderungen der Lage ein Gesicht – rational wie emotional.“ Genau so zeigte sich Burkhard Schult auch, als er am Freitag den Preis übergeben bekommt. Der erfahrene Arzt war zu Tränen gerührt. „Der Preis ist natürlich nicht für mich“, sagte er. „Ich nehme ihn stellvertretend für meine Kollegen entgegen. Denn es sind alle, die hier an einem Strang ziehen.“ In der Coronakrise geht das Engagement der Menschen in TF aber weit über den medizinischen Bereich hinaus. Auch Eltern, Lehrer und Schüler sind über die Maße gefordert. Auch von ihnen wurde ein Mann stellvertretend für viele geehrt. „Auf ein Lebenswerk mit vielen Verdiensten kann Ralf Mund zurückblicken “, moderierte Beigeordneter Johannes Ferdinand (CDU) den zweiten Preisträger an. „Seit mehr als 20 Jahren leitet er die Wiesenschule Jüterbog und hat dort vieles auf den Weg gebracht. Während der Corona-Pandemie hätte er gute Gründe gehabt, den Schulbetrieb von zu Hause aus zu organisieren.“ Dass Ralf Mund trotzdem fast jeden Tag vor Ort war, rechnen ihm Schüler wie Lehrerkollegen hoch an. Letztere hatten ihn deshalb für den TF-Preis vorgeschlagen. Denn Ralf Mund regelt quasi neben der Pandemie auch noch eine Großbaustelle. Die Jüterboger Wiesenschule wird derzeit von Grund auf saniert. Die Schüler lernen momentan im Ausweichquartier. Der Schulleiter hat Präsenzpläne erstellt, das digitale Lernen auf den Weg gebracht und den 10. Klassen eine feierliche Zeugnisübergabe ermöglicht – mit Abstand selbstverständlich. Sein Stellvertreter an der Spitze der Oberschule, Sven Schulze, überraschte ihn am Freitagabend während der Zeremonie mit Blumenstrauß und Trophäe. Ähnlich wie Schult will auch Ralf Mund betont wisse : „Dieser Preis ist für mein ganzes Team.“ Nicht ganz so hochrangig, aber nicht weniger wichtig ist die Aufgabe der dritten Ausgezeichneten: Ute Reglin aus Zossen ist Näherin, Koordinatorin und Administratorin einer Facebook-Gruppe mit fast 400 Mitgliedern. „Nähen auf Teufel komm raus“ ist das Motto von ihr und ihren Mitstreitern, die von März bis Ende Mai rund 8.000 Mund-Nase-Masken genäht haben. Inzwischen gehören 20 Personen zu der Näh- Gruppe, die sich unter normalen Umständen zweimal im Monat trifft. Reglin ist der organisatorische Kopf der Truppe. „Ich habe zum Beispiel dafür gesorgt, dass die Näherinnen immer genug Material hatten“, berichtet sie. Und sie hat koordiniert, dass das Genähte an die richtige Stelle kommt – nämlich zu kranken und alten Menschen in und um Zossen. „Warum auch immer: Corona hat mich positiver werden lassen“, erzählte Ute Reglin am Freitag. In der Pandemie habe sie gelernt, das Gute im Leben eher zu erkennen und es mehr wertzuschätzen. Außerdem hatte sie das Nähen fast ganz ve lernt. Sie und viele andere Menschen aus ihrer Gruppe hätten durch die Krise ihre handwerkliche Seite wieder entdeckt. „Deswegen will ich in diesem Jahr die Hände wieder mehr bewegen“, sagt sie, „und das Handwerk aufleben lassen.“
Quelle: MAZ, Jüterbog, vom 18.01.2021, Autor: Viktoria Barnack